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Dienstag, 28. August 2012
124.000 Euro für ein neues Herz
momo2012, 11:41h
Plakat: Barkey-Stiftung
Heute hat die taz-online einen Artikel zum Thema Organspende mit dem Titel "124.000 Euro für ein Herz". Der Artikel ist gut, weil er durch die Fülle von Zahlen hilft, die Problematiken des Themas besser zu verstehen.
Ich bin schon immer sehr skeptisch gewesen bei den medizinischen Höchstleistungen, und seit ich vor vielen Jahren mal einen ZEIT-Artikel gelesen habe, was eigentlich bei einer Organspende passiert, weiß ich, dass ich nicht zu den Spendern gehören werde. Inzwischen können die Mediziner auch viel mehr als früher aus dem Spender-Körper weiterverwenden.
76 % der Deutschen wollen nicht spenden - es geht also mehr Menschen wie mir. Aber immerhin gab es 1.200 Spender im vergangenen Jahr. Die Transplantationen sind extrem teuer, am teuersten bei einem Herzen. Immerhin wurden 2011 in Deutschland 2.055 Nieren und 1.116 Lebern transplantiert.
Bezahlen das die Krankenkassen? Werden sie wohl. Kein Wunder, dass die Kosten unseres Gesundheitssystem in so schwindelerregende Höhen geschossen sind und dass wir Versicherten immer mehr Arzt- und Medikamentenkosten aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Natürlich ist das Thema Organspende oder gar unser Gesundheitssystem sehr komplex, aber ich denke schon, dass der offenbar auch noch aus finanzieller Gier begangene Betrug bei Organspenden gut geeignet wäre, grundsätzlicher über unsere Systeme nachzudenken.
Wenn ich ein herzkrankes Kind habe, das ohne ein Spenderorgan nicht überleben kann, dann kann ich nur hoffen, dass es eine/n edle/n SpenderIn geben wird.
Aber mir geht es um die gesamte staatlich geordnete Organisation unseres Gesundheitswesens. Es muss dabei ja ein vernünftiges Maß gefunden werden, das Anspruch und Leistung bezahlbar bleiben und gleichzeitig eine gute und gerechte Versorgung für alle gewährleistet ist.
Ich finde, das ist heute nicht mehr der Fall.
Möglicherweise muss man nicht alles tun, um in jedem Fall Leben zu erhalten?
Wie steht es um die Ethik der Mediziner? Wie könnte man die Patienten vor deren Eitelkeit schützen?
Welche Rolle spielt Geld bei den Kassen, bei den Ärzten und Krankenhäusern, bei ...?
Es wird keine leichte Aufgabe, hier Gerechtigkeit herzustellen und Missbräuche zu beschränken.
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Haha!
momo2012, 11:23h
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Sonntag, 19. August 2012
Strukturierte Verantwortungslosigkeit
momo2012, 11:29h

Die Autoren beantworten laut Beschreibung auf buecher.de (neu 16 Euro) Fragen wie: Wie deuten Banker und Bankerinnen die Krise auf den Finanzmärkten? Wie ist es dazu gekommen? Wer trägt die Verantwortung?
Heute Morgen im Deutschlandfunk: In der Reihe "Demokratie und Markt" wird Sighard Neckel, einer der Autoren, interviewt (hier nachzuhören). Sehr spannend!
Er sagt da u.a.: "Solange es immer noch Leute gibt, die die Fehler bezahlen und denen die Kosten aufgetragen werden können, solange auch Betrügereien, von denen wir jetzt gerade in diesem Sommer aus dem Bankenwesen wieder gehört haben, auf andere abzuwälzen sind, solange wird sich gewissermaßen der Zwang zur Moral, der Zwang zur Berufsethik auch gar nicht durchsetzen können. Und das ist der Grund dafür, warum tatsächlich auch ich der Meinung bin, dass die Banken stärker einem juristischen Kontrolldruck unterworfen werden sollten, damit sie sich zur inneren Reform - und das heißt auch zu einer ethischen Rückbesinnung auf die Aufgaben, auf die wichtigen ökonomischen Aufgaben des Bankengewerbes in der Lage sehen."
Und an anderer Stelle: "Wir müssen wirtschaftliche Vorgänge nicht nur nach der Berechnung von Modellen beurteilen, sondern nach tatsächlichen Verläufen, und hier muss sich die Wirtschaftswissenschaft auch methodisch verändern."
Beim googeln nach dem Buch finde ich viele Bücher von Neckel, die mich interessieren würden. Ich schwanke seit Langem zwischen Resignation und dem Wunsch, das alles verstehen zu wollen hin und her.
Das Buch ist übrigens von 2010, also nicht gerade neu. Aber wahrscheinlich passte es in die Serie des Deutschlandfunks.
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Donnerstag, 16. August 2012
Ich schäme mich zutiefst für diesen Staat
momo2012, 16:20h
Das (die Überschrift, nicht was Einstein da an der Tafel verzapft) schreibt Gernot Kramper auf STERN online heute anlässlich von 10 Jahren Hartz.
Ich schließe mich diesem Satz voll an und empfinde ohnmächtige rasende Wut auf unsere verantwortungslosen und sehr gut bezahlten (und mit Privilegien ausgestatteten) PolitikerInnen. Ja, auch leider die -Innen.
Der Artikel macht darauf aufmerksam, wie die Hartz-Gesetze unsere Gesellschaft negativ verändern. Sie sorgen dafür, dass Solidarität amtlich verhindert wird.
Wenn ich einer Hartz-Familie 100 Euro überweise, so wird das von deren Stütze abgezogen. Und wenn ich ihr meine alte Waschmaschine schenke, so würde diese mit 150 Euro ebenfalls auf das Geld vom Staat angerechnet.
Wenn die vom Amt es denn merken. Aber das ist der nächste Punkt: Es gibt Sozial-Sheriffs in den Job-Centern, die wirklich und tatsächlich die Hartz-Empfänger bespitzeln und Nachbarn ausfragen. Es ist absolut widerwärtig, was hier geschieht.
Seit Einführung von Hartz, ist es nach und nach auch wieder üblich geworden, Armut zu verachten. Was wir damit gesellschaftlich anrichten für die Kinder, aber auch für alle anderen, ist leicht zu sehen und daher offenbar gewollt.
Wählen wir, die wir weniger als 3000 Euro im Monat verdienen, doch alle LINKS oder die PIRATEN, weil die das "Bedingungslose Grundeinkommen" in ihren Programmen haben. Warum geschieht das nicht? Warum halten wir still? Von selbst wird sich nichts ändern!
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Evolution und Gerechtigkeit
momo2012, 10:43h

Erinnerungstafel für Immanuel Kant an der Russischen Universität in Kaliningrad; ursprünglich an der Süd-West-Mauer des Königsberger Schlosses
Der Spruch lautet: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“
Quelle: Wikipedia
Heute Morgen lese ich auf SPIEGEL online, dass es Gerechtigkeit nur unter Menschen gibt. Schimpansen, deren Erbgut sich nur unwesentlich von unserem menschlichen unterscheidet, kennen keine Fairness - so der Schluss einiger Forscher.
Anders als Affen, ist der Mensch bereit, benachteiligten Individuen zu helfen, und daraus könnte sich eine gerechtigkeitsorientierte Gesellschaft entwickelt haben.
Nun geht unsere "gerechtigkeitsorientierte" Gesellschaft ja offensichtlich gerade zu Bruch.
Woran liegt das?
Sergey Gavrilets von der University of Tennessee hat in einer Studie beschrieben, dass auch Menschenaffen Ungerechtigkeit bemerkten, aber nichts dagegen täten. Gavrilets ist der Überzeugung, dass sich langfristig Fairness für die ganze Gruppe der menschlichen Gemeinschaft lohnt, auch wenn das Eintreten für Unterdrückte auch Risiken birgt.
Gavrilets Studie zeigt aber auch, "dass die grundsätzliche Hilfsbereitschaft des Menschen nicht zu vollkommener Gerechtigkeit führt.Zwar wurden Ressourcen innerhalb der Gruppe gerechter verteilt. Doch hatten die menschlichen Alphatiere nach wie vor Nahrungs-, Fitness- und Fortpflanzungvorteile."
Heißt das, wir haben den höchsten Stand der Evolution bereits hinter uns? Degenerieren wir zurück zu den Menschenaffen, die keinen Wert auf Fairness und Gerechtigkeit legen?
Wenn ich mir solche Typen wie den Romney im amerikanischen Wahlkampf oder auch unsere Angela Merkel in ihrer Politik - nicht unbedingt ihren Worten - ansehe, dann scheint es diese nicht im Geringsten zu stören, dass es große Ungerechtigkeiten gibt, nicht nur in der Welt allgemein, sondern auch in ihrem Land, für das sie verantwortlich zeichnen.
Wie steht es mit ihrem Gewissen, vor dem Kant so große Ehrfurcht hatte?
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